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5. Fazit
Sicherlich wird in dieser Darstellung einiges unklar
geblieben sein, obwohl es vielleicht grundlegend für SE oder auch
Rational Rose ist. Dies liegt zum großen Teil daran, daß die
Probleme größerer Softwareprojekte oder auch die Mittel mit
denen man versucht dieser Probleme Herr zu werden, sich schlecht nur aus
den Erfahrungen anderer (-> Fachliteratur) verstehen lassen, wenn man selber
wenig Erfahrung mit Programmentwicklung im großen Stil hat.
So sind Rational Roses Stärken sicherlich in den
Mechanismen zu suchen, die die Abstraktion vom Problem auf sehr hoher Ebene
suchen. Die sehr nah am wirklichen Objekt liegenden Darstellungen wie etwa
Sequence Diagrams können sicherlich dem Programmierer als Anhaltspunkt,
mindestens aber als sehr komfortabler Notizzettel dienen, sind aber möglicherweise
im Detail genauso kompliziert zu handhaben, wie die letztendliche Programmierung
selber.
Hier wären sicherlich auch ein paar Worte zum Round
Trip Engineering angebracht. Mit den voreingestellten Parametern
ließ sich nur sehr wenig sinnvoller Code generieren. Hier wurden
für jede Klasse eine Datei mit einem Klassenrumpf und skelettmäßigen
Codefragmenten für jede Methode erzeugt. Jede Klasse erhielt ein vordefiniertes
Set an Kon- und Destruktoren, Zuweisungs- und Vergleichsoperationen, obwohl
dies sicherlich nicht bei jeder Sinn macht. Ob die relativ undurchschaubaren
Optionsrequester, die zur Anpassung jedes einzelnen Klassencodegenerierungsparameter
hier mehr Komfort oder Sauberkeit bieten als "Cut & Paste" im Quellcode
scheint auf den ersten Blick etwas fraglich. Nebensächlichkeiten
wie die Tatsache, das die erzeugten Quellcodedateien in 8.3-Namenskonventionen
gezwungen werden und etwa Zielverzeichnisse in Optionsmenüs als Strings
ohne die Hilfe eines entsprechenden "Browsers" (die altbekannte "Durchsuchen"-Funktion)
eingegeben werden müssen scheinen gerade im Zeitalter von Windows
9x eher lästig (ohne hier die Bereitstellung entsprechender Standardfunktionen
des Sytems als angewandte Objektorientierung all zu positiv herausstellen
zu wollen).
Auch wenn dies alles auch mehr oder weniger Äußerlichkeiten
sind, wirkt es jedenfalls verwirrend, wenn ein Programm, das beim Erstellen
von Qualitäts-software helfen soll (oder dieses überhaupt
erst möglich macht, wenn man die Werbung mal (nicht zu) wörtlich
nimmt) Bugs aufweist, die sogar einem absoluten Laien in z.B. einem Terminplanerprogramm
negativ auffallen würden. So darf man beispielsweise nicht einfach
zwischen verschiedenen Notationsdarstellungen wechseln, wenn einem das
mit viel Liebe erstellte Layout eines Diagramms sehr ans Herz gewachsen
ist, da spätestens nach dem zweiten oder dritten Wechsel (wäre
ja zu Vergleichszwecken durchaus denkbar) die Kastensymbole aller Diagramme
bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, und sich nur jedes einzeln per
Hand wiederherstellen läßt. Hier hilft die Autosize-Funktion
auch nur begrenzt. Möglichkeiten wie das Ausblenden von Klassen und
das nachträgliche expandieren eines Diagrammes um weitere Klassen
sind grundsätzlich sehr gur, es wirft sich nur die Frage auf, wer
diese gerade eben bei großen Projekten sinnvollen Optionen jemals
anwenden wird, wenn die expandierten Klassen alle auf einen Fleck gehäuft
werden, und sich nur wieder jede einzeln per Hand auseinenderziehen läßt,
wenn man seine eigene Anordnung der automatischen vorzieht (und das wird
man).
Daß sich das alles in einer wohlkonfigurierten
Vollversion (zum Referat lag nur die C++-Demoversion 4.0.3 von 1996 vor,
die aber bis auf Eischränkungen beim Speichern der Vollversion entsprechen
soll) anders darstellt ist durchaus möglich. Allerdings ist es trotzdem
ärgerlich, denn wer möchte sich schon bei den genannten Beispielen
auf die langwierige Suche nach irgendwelchen Optionen machen, um das eigentlich
zu erwartende Verhalten zu erzwingen.
Alle diese Nebesächlichkeiten haben schließlich
während der Benutzung für soviel Stirnrunzeln gesorgt, daß
sie wohl der Erwähnung Wert waren. Jedoch muß
natürlich gesagt werden, daß bei einem so komplexen Programm,
wie Rose durchaus eine lange Einarbeitungsphase und Erfahrung mit SE im
allgemeinen vorrauszusetzen ist, und dann die gebotenen Möglichkeiten
durchaus hilfreich sein werden. Die ist insbesondere wichtig, da die Unified
Method/UML noch relativ neu ist, Rose wohl aber das erste Programm sein
wird, das alle Aspekte dieses Industriestandards im Bereich OO-CASE-Methoden/Notationen
beinhaltet. Außerdem zeigen viele Anwendungsbeispiele aus der Industrie,
daß die zugrundeliegenden Methoden und Notationen sicherlich zu den
durchdachtesten zählen, die im Gebrauch sind.
(Ach ja, da war noch das Unified Method - Dokument,
welches mit Rose (Demoversion) gebundelt war, aber eine andere Notation
als die verwendete beschrieb. Es handelte sich um Version 0.8, bestand
zum Teil nur aus Überschriften und dürfte heute zwei
Jahre alt sein.)
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