Das X Window System

Das Funtionsprinzip von X Window

Wie bereits erwähnt wurde Un*x ursprünglich für textorientierte Terminals entwickelt. Mit dem Aufkommen grafikfähiger Hardware wurde das X Window System eingeführt. X Window ist kein integraler Bestandteil des Systems, sondern ein optionaler Zusatz. D.h. ein Un*x/Linux System ist auch ohne X Window voll funktionsfähig (für Server Systeme empfiehlt es sich sogar, expliziet auf X Window zu verzichten, um Resourcen für wichtigere Aufgaben zu sparen). Wie unter Un*x üblich, arbeitet auch X11 nach dem Client - Server Prinzip:

Der X Window Server

Der Server ist lediglich für die Ansteuerung der Hardware verantwortlich, d.h. er initialisiert zunächst die Grafikkarte, den Monitor und die Eingabegeräte (Maus, Tastatur, Grafiktablet,...), und wartet danach auf (Steuer-)Anweisungen der Clients.

Der X Server beendet sich prinzipiell, nachdem der letzte Client (fürgewöhnlich der Windowmanager), der mit ihm verbunden war, beendet wurde. D.h. um X Window (bzw. die aktuelle Session) zu beenden (Logout) müssen alle laufenden X Programme beendet werden.

Der Client

Die Clients sind Anwendungsprogramme, welche sich über den X Server auf dem Bildschirm darstellen, können. Dabei ist es egal, ob der Client auf dem lokalem Rechner, oder auf einem anderem Rechner im Netzwerk gestartet wurde. Es gibt prinzipiell zwei Gründe, warum ein Client nicht direkt auf die Hardware des Rechners zugreifen kann/darf:
  1. Aus Sicherheitsgründen: Ein Client, der direkt auf die Hardware eines Computers zugreifen darf, kann die Stabilität und die Sicherheit eines Systems beeinträchtigen, sowie gegebenenfalls die Hardware beschädigen.
  2. (Grafik-)Hardware ist nur unzureichend standardisiert. Wäre jeder Client selbst für für die Grafikausgabe verantwortlich, müßte er für jede Hardware neu angepasst werden, was einen erheblichen Aufwand darstellen würde. Darüberhinaus würde dies die Netzwerktauglichkeit von X11 massiv einschränken.

Der Windowmanager

Aufgabe des Windowmanagers ist es, die Ausgabe der Clientprogramme in "Fenster" zu verpacken, und den Platz, den diese Fenster auf dem Bildschirm benötigen zu organisieren, sowie gegebenenfalls die Kommunikation einzelner Clients untereinander zu regeln. Der Windowmanager selbst ist ebenfalls ein Client Programm. Dadurch ist es möglich, den Windowmanager jederzeit gegen einen anderen, den Bedürfnissen der Benutzer besser angepassten auszutauschen.


Die Bedienung von X Window

Die Bedienung von X Window hängt hauptsächlich vom gewählten Windowmanager ab. Jedem Windowmanager liegen eigene Ideen und Konzepte zugrunde. Aus diesem Grund kann es keine allgemeine Bedienungsanleitung geben, welche wirklich jedem Setup gerecht wird.

Einige Konzepte sind allerdings in (nahezu) jedem Windowmanager enthalten:

Maus

Die Bedienung erfolgt üblicherweise wie (bereits von anderen Systemen) gewohnt über die Maus. Die Maustasten verfügen allerdings über keinen allgemeingültig definierten Kontext. D.h. Die Tastenbelegung ist von Windowmanager zu Windowmanager verschieden.

Icons

Ein Icon ist ein Sinnbild für eine Aktion (üblicherweise das starten eines bestimmten Programmes), die ausgeführt wird, wenn dieses Icon angewählt wird.

Fenster

Die derzeit gängige Praxis, Programme auf dem Desktop zu präsentieren besteht darin, ihre Ausgabe in "Fenster" zu verpacken. Über diese Fenster läßt sich der Platz, den die Programme auf dem Desktop einnehmen manipulieren. Üblicherweise können die Fenster über die Seitenrahmen in ihrer Größe verzogen und über die Titelleiste verschoben werden. Weitere Funtionalität ist fürgewöhnlich über "Buttons", welche Pulldownmenus aufrufen realisiert.

Virtuelle Desktops

Als Desktop wird fürgewöhnlich der sichtbare des Bereich des Bildschirms mit all seinen Elementen (Fenstern, Icons, etc.) bezeichnet. Die meißten Windowmanager verwalten nicht nur einem, sondern mehrere solcher Desktops, zwischen denen im Wechsel hin und hergeschaltet werden kann. Auf diese Weise läßt sich sehr bequem die Größe der Arbeitsfläche verfielfachen.

Copy & Paste

In jedem Terminal kann mit der linken und rechten Maustaste Text markiert und mit der mittleren eingefügt werden (dies ist eine Funktion des X Servers, nicht des Windowmanagers).

Virtueller Bildschirm

Unter X Window ist es auch möglich, daß der "Bildschirm" größer als die Bilddiagonale des Monitors ist (also z.b. 4000x2000 auf einem Bildschirm, der nur 1024x768 Bildpunkte darstellen kann). In diesem Fall, kann mit der Maus der sichtbare Bereich über die tatsächlich vorhandene Arbeitsfläche gescrollt werden. Wie "Copy & Paste" ist auch dies eine Funktion des X Servers und nicht des Windowmanagers.