Viele Leute haben Probleme, sich die vielen Funktionen von GIMP zu erschließen. Dieses Tutorial soll eine Einstiegshilfe zu den etwas fortgeschritteneren Möglichkeiten sein. Unser Ziel wird es sein, ein Foto mit einer Anmerkung zu versehen, diese mit einem Schlagschatten zu versehen, Farbkorrekturen durchzuführen und letztlich das Ergebnis unserer Arbeit für das WWW zu optimieren.
Dieses Tutorial setzt eine aktuelle Version von GIMP voraus. Bitte stellen Sie sicher, dass sie Gimp in der Version 2.2 installiert haben. Verweise auf Menüpunkte werden in diesem Text auf folgende Art dargestellt: .
Starten Sie GIMP und laden Sie ein Foto
(). Das Bild mit dem ich die
Screenshots in diesem Tutorial gemacht habe, finden sie bei den
Begleitmaterialien. Wählen Sie in der Werkzeugpalette das
Textwerkzeug
und klicken Sie in den ungefähren Bereich in dem der
Text hinzugefügt wird. Es öffnet sich ein kleines Fenster in dem
Sie den Text eingeben können.
Natürlich muss das Erscheinungsbild des Textes an das Foto angepasst werden. In den Werkzeugoptionen können Sie nun die Schriftart, die Größe und die Farbe des Textes auswählen. Es gibt noch weitere Optionen, die wir hier allerdings vernachlässigen können.
Nachdem Sie nun den Text eingeben haben und ihn direkt live in dem
Bildfenster begutachten können, ist im Hintergrund etwas passiert,
was Ihnen vielleicht entgangen ist. Es wurde eine neue
Ebene eingefügt, die oberhalb von dem Foto
liegt. Man kann sich das wie eine Transparentfolie vorstellen, die
über das Bild drübergelegt wurde. Sie lässt das Foto an gewissen
Stellen durchscheinen und an anderen Stellen enthält sie den Text.
Genau wie eine Overheadfolie kann man nun die Textebene hin- und
herschieben. Dazu verwenden wir das Verschieben-Werkzeug
.
Wählen Sie es in der Werzeugkiste, klicken Sie auf einen
Buchstaben des Textes und ziehen die Ebene mit der Maus an den
gewünschten Platz. Wichtig ist, dass Sie wirklich auf einen
Buchstaben klicken und nicht auf eine Lücke in oder zwischen den
Buchstaben.
Die Ebenenstruktur eines Bildes wird im Ebenedialog dargestellt. Hier ist zu erkennen, dass die Textebene oberhalb von dem Bild dargestellt wird. Dass die beiden Ebenen mit unterschiedlichen Schriften bezeichnet werden (normal/fett) ist ein Hinweis darauf, dass die Ebene des Bildes keinen Alphakanal enthält. Grob gesprochen ist der Alphakanal der Platz an dem Informationen über die Transparenz gespeichert werden. Nur die Textebene hat einen Alphakanal und es ist wichtig zu wissen, dass alle Ebenen die über einer anderen drüberliegen einen Alphakanal haben müssen (Andernfalls können sie keine transparenten Stellen haben und würden die darunterliegenden Ebenen komplett verdecken).
Dies ist der Grund dafür, dass die Pfeile in dem Ebenendialog zur Zeit inaktiv sind. Man kann die Textebene nicht unter die Ebene des Fotos bewegen, da letztere keinen Alphakanal hat. Auch wenn es für das Tutorial nicht unbedingt nötig ist: Fügen Sie eine zweite Textebene mit einer anderen Textfarbe ein (indem Sie mit dem Textwerkzeug auf einen freien Bereich im Bild klicken) und bewegen Sie die Textebenen so, dass sie sich überlappen. Dann können Sie mit den Pfeilknöpfen die Reihenfolge der beiden Textebenen ändern. Beobachten Sie, welchen Effekt das im Bild hat.
Ebenen sind sehr nützlich, um Bestandteile eines Bildes zu organisieren. So kann man verschiedene Elemente auf verschiedene Ebenen platzieren und auch noch später gegeneinander verschieben, ohne dass plötzlich Lücken in z.B. dem Foto sichtbar werden. Mein Tipp: Arbeiten sie viel und ausgiebig mit Ebenen, es macht das Leben leichter. Wenn man die Übersicht verliert, kann man die Ebenen immer noch zusammenfassen. Bis dahin hat man aber noch die volle Flexibilität.
Nachdem wir nun also den Text platziert haben, macht es unter Umständen Sinn, das Foto im Hintergrund »abzusoften«, d.h. den Kontrast im Bereich um den Text herum zu verringern, damit der Text klarer zu lesen ist. In dem Ebenendialog gibt es ein Kontextmenü, das über die rechte Maustaste erreicht werden kann. Mit dem Punkt fügen wir eine neue Ebene ein (viel und ausgiebig mit Ebenen arbeiten...), die wir mit den Pfeilknöpfen zwischen der Foto- und der Textebene platzieren. In dem Dialog der zwischendurch erscheint, können Sie ruhig die Vorgaben akzeptieren (Eine Abkürzung, die diesen Dialog umgeht, ist das Drücken des Knopfes mit gedrückter Umschalt-Taste).
Um also den Hintergrund abzusoften, wählen wir das Rechteck-Auswahlwerkzeug aus und ziehen rund um den Text ein Rechteck auf (Klicken + Ziehen im Bildfenster). Sollte die Auswahl misslungen sein, können Sie per die Auswahl löschen oder den letzten Schritt per zurücknehmen.
Nahezu alle Werkzeuge arbeiten auf der aktuellen Ebene, die in dem Ebenendialog farbig unterlegt ist. Stellen Sie also sicher, dass die neu erstellte Ebene aktiv ist. Wir füllen nun den ausgewählten Bereich mit einer Farbe. In meinem Beispiel habe ich den Text schwarz gemacht und wähle für das Absoften weiß. Sie können zum Füllen einfach per Drag'n'Drop eine Farbe aus z.B. der Werkzeugpalette auf das Bild ziehen. Um nun den Hintergrund noch leicht durchscheinen zu lassen, reduzieren wir die Deckkraft der Ebene mit dem Regler im oberen Teil des Ebenendialogs. Anschließend deaktivieren wir die aktuelle Auswahl mittels .
Übrigens lässt sich der Text noch nachträglich ändern. Ein Doppelklick auf die Textebene aktiviert das Textwerkzeug und zeigt das Fenster zur Texteingabe.
Ein Schlagschatten kann dabei helfen, den Text etwas »dreidimensionaler« wirken zu lassen. Mit GIMP lässt sich das folgendermaßen realisieren:
Wählen Sie die Textebene und drücken Sie den "Ebene duplizieren" Knopf in dem Ebenendialog. Wir wollen dieses Duplikat nun weichzeichnen. Da allerdings die Ebene nur genau den Text umfasst, würde das Weichzeichnen komisch aussehen, da es den Inhalt etwas ausdehnt, so dass er an die Ebenengrenze (den gelb-schwarzen Rand) stoßen würde. Um das zu vermeiden, wählen wir aus dem Kontextmenü im Ebenendialog den Punkt "Ebene auf Bildgröße", ein schneller Weg um sicherzustellen, dass ein Effekt nicht an irgendwelche Grenzen stößt und damit einen störenden Eindruck erzeugt.
Mittels können wir nun die betreffende Ebene weichzeichnen. Je größer der Text und das Bild, desto größer kann der Radius ausfallen, letztlich ist es Geschmackssache. Unter Umständen kann es sein, dass der Weichzeichner keinen Effekt zu zeigen scheint. Überprüfen Sie dann, ob im oberen Bereich des Ebenendialogs (neben der »Modus«-Auswahl) der »Transparenz erhalten« Schalter aktiv ist. Ist dieser aktiv, schützt er den Alphakanal vor Änderungen, was für uns fatal ist, da der genau das ist, was wir letztlich weichzeichnen.
Jetzt haben wir also einen Schatten, der hinter dem Text sitzt. Um den typischen Schlagschatten-Effekt zu erzeugen, können wir den Schatten mit dem Verschieben-Werkzeug ein kleines bischen verschieben. Wenn der Schatten zu schwarz erscheint, lohnt es sich, die Deckkraft zu verringern. reduzieren.
Wenn der Schatten eine andere Farbe haben soll, können wir den Alphakanal der Ebene mit dem oben erwähnten »Transparenz erhalten«-Schalter schützen und die ganze Ebene mit der neuen Farbe füllen. Netter Trick, oder?
Das Beispielbild, das ich für diesen Artikel verwende wurde bei Tageslicht aufgenommen, allerdings war die Kamera auf Kunstlicht eingestellt. Daraus resultiert ein kräftiger Blaustich. Shit happens, aber wir können das Bild retten.
In dem Untermenü gibt es viele Einträge, um die Farben in einem Bild zu bearbeiten. Die Funktionsweise vieler dieser Funktionen lässt sich recht einfach erschließen: Ausprobieren. Das flexibelste unter diesen Werkzeugen ist jedoch nicht ganz so einfach. Wählen Sie die Ebene mit dem Bus aus und wählen Sie .
In dem Kurvendialog sehen sie als dominantes Element eine Kurve. Diese Kurve legt fest, wie Helligkeitswerte modifiziert werden. Von links nach rechts sind die dunklen bis hellen Farbwerte angezeigt. Von unten nach oben sind die Ziel-Helligkeitswerte abgebildet. Die Standardkurve von links unten nach rechts oben lässt das Bild unverändert: Dunkle Werte im Bild werden auf dunkle Werte im modifizierten Bild abgebildet, helle Werte analog auf helle Werte. Interessant wird es, wenn wir die Kurve verändern indem wir in dem Dialog mit der Maus Kontrollpunkte setzen und deren Position verändern.
Man kann ein Bild aufhellen, in dem man die Kurve nach oben verbiegt, entsprechend wird es abgedunkelt, wenn die Kurve nach unten gezogen wird. Wenn man mehrere Kontrollpunkte einsetzt, kann man sehr wilde Kurven erzeugen, die in fast psychedelischen Effekten im Bild resultieren. Probieren Sie es aus.
Richtig wüst wird es jedoch, wenn man nicht nur die generellen Helligkeitswerte verändert: Man kann mit dem Kurvenwerkzeug auch die Kurven für den Rot-, Grün und Blaukanal (das sind die Komponenten mit denen ein Bild auf dem Monitor dargestellt wird) individuell verändern. Das wollen wir für unsere Farbkorrektur ausnutzen.
Wir gucken uns das Bild an und suchen uns einen Punkt, von dem wir wissen, dass er eigentlich ein mittleres Grau war. In dem Beispiel können wir z.B. den Asphalt als Maß nehmen. Wenn das Kurvenwerkzeug aktiv ist, erscheint nach einem Klick auf diesen grauen Punkt in dem Kurvendialog eine Linie, an der unten eine Zahl steht. Auch in den Kurven für Rot/Grün/Blau erscheint eine solche Linie. Wenn das im Bild nun ein echtes Grau wäre, wäre die Zahl bei den Farbkanälen gleich groß. Nun haben wir aber einen Farbstich im Bild und daher ist jetzt der Blauanteil am größten.
Wir müssen nun also die Kurven so verbiegen, dass hinterher alle Werte gleich groß sind. Wir ziehen also die Blaukurve etwas nach unten und die Rotkurve etwas nach oben. Anhand von den Koordinaten in der oberen linken Ecke der Kurve können wir paßgenau arbeiten. Wir platzieren jeweils einen Kontrollpunkt in den drei Farbkurven und ziehen ihn so, dass sie alle die gleiche Höhe haben. Als Anhaltspunkt kann ein ungefährer Mittelwert der ursprünglichen drei Farbwerte genommen werden.
Auf diese Weise kann man einen Farbstich relativ problemlos aus einem Bild entfernen. Manchmal muss man noch etwas länger probieren, weil der Punkt in dem man im Bild geklickt hat schlecht gewählt war und der Farbstich nur zu einer anderen Farbe verlagert oder gar verstärkt wird. Auch im Asphalt reflektiert manchmal diffus etwas sehr Buntes aus der Umgebung, so dass der Asphalt an dieser Stelle eben nicht Grau werden darf.
Nachdem man sich einmal an den Kurvendialog gewöhnt hat, möchte man ihn nicht mehr missen. Es ist jedenfalls für mich das bevorzugte Werkzeug um Farbstiche zu entfernen.
Zum Schluß soll natürlich unser Werk nicht auf der Festplatte versauern: Alle Welt soll es sehen. Für Fotos eignet sich dafür das JPG-Format. Wir haben allerdings ein kleines Problem: JPG kann nicht mit mehreren Ebenen umgehen. Wenn wir unser Bild also als JPG abspeichern, verlieren wir eventuell wichtige Informationen. Es könnte ja z.B. sein, dass wir später nochmal den Text variieren wollen. Wenn dann die Ebenenstruktur nicht mehr vorhanden ist, wird das Ganze erheblich schwieriger.
Um unsere Arbeit zu sichern, speichern wir daher das Bild erstmal im Gimp-eigenen XCF-Format. In diesem Format kann Gimp garantiert alle Daten speichern, die für die spätere Weiterbearbeitung wichtig sind. Rufen sie einfach auf und geben Sie einen Dateinamen ein, der mit
.xcf.gz
endet. Gimp erkennt dann
anhand der Dateiendung, dass das XCF-Format
verwendet werden soll und verwendet um die
Datei zu komprimieren.
Allerdings ist das XCF-Format nur schlecht geeignet, etwas im WWW zu veröffentlichen. Die Webbrowser können es nicht selber darstellen und es ist produziert ziemlich große Dateien. Aber dafür haben wir ja JPG. Wir wählen also wieder und geben diesmal einen Dateinamen an der mit
.jpg
endet.
Nun erscheint ein Dialog, den wir noch nicht kennen. Gimp hat festgestellt, dass wir ein Bild mit mehreren Ebenen als JPG abspeichern wollen, was das JPG-Format allerdings nicht unterstützt. Er fragt uns daher, ob wir das Bild exportieren wollen und sagt uns, welche Änderungen er an dem Bild für den Export vornehmen würde. In 90% aller Fälle ist der Klick auf »Exportieren« die richtige Wahl, auf »Ignorieren« sollte man nur klicken, wenn man weiß was man tut.
Bei dem Export erzeugt Gimp intern eine Kopie des Bildes, die dann so behandelt wird, dass das JPG-Format mit dem Ergebnis korrekt umgehen kann. Das Bild an dem wir gerade gearbeitet haben wird also nicht verändert, die Ebenenstruktur bleibt erhalten.
Wir müssen noch einen Dialog überwinden, bevor unser Bild endlich auf der Festplatte landet: JPG kann das Bild in verschieden Qualitätsstufen abspeichern. So kann man selber zwischen Platzbedarf und Qualität abwägen. Gimp unterstützt uns hierbei, indem die Größe der resultierenten Datei und eine Vorschau der Qualität dargestellt werden kann. Dazu muss »Vorschau im Bildfenster anzeigen« aktiviert werden. Mit dem Schieberegler kann man dann zwischen Größe und Qualität abwägen. Bedenken Sie aber, dass Qualität 100 nicht bedeutet, dass das Bild 100%ig originalgetreu abgespeichert wird. Leichte (quasi unsichtbare) Veränderungen wird es geben, so funktioniert JPG nun einmal...
Auch hier gibt es für Experimentierfreudige noch weitere Optionen, die aber fast immer uninteressant sind. Nach einem Klick auf »Erweiterte Optionen« kann man auf Details des JPG-Formats Einfluss nehmen. Ich möchte hier drei erwähnen: »Progressiv« erzeugt eine Datei, die schrittweise aufgebaut werden kann. Bei einer langsamen Netzwerkverbindung können Webbrowser so ein unscharfes Vorschaubild darstellen und das dann schrittweise verbessert darstellen, bis die komplette Datei aus dem Netz geladen wurde.
Die anderen erwähnenswerten Funktionen sind »EXIF Daten speichern« und »Vorschau speichern«. EXIF-Daten werden z.B. von einer Digitalkamera mit dem Bild abgespeichert und enthalten z.B. Informationen zu Aufnahmezeitpunkt und Belichtungsparametern. Manchmal möchte man diese Informationen gerne in dem Bild beibehalten, auch wenn man es zwischendurch mit GIMP manipuliert hat. Dieser Schalter ermöglicht das. Analog kann man in einer JPG-Datei eine kleine Vorschau speichern, die manche Programme auslesen können. Hierzu dient der »Vorschau speichern«-Schalter.
Soweit die kleine Einführung in Grundfunktionen von Gimp. Natürlich ist dies nur ein Startpunkt und ich hoffe, dass Sie Lust darauf bekommen haben, mit GIMP zu experimentieren und sich die weiteren Funktionen selber anzueignen. GIMP hat eine ausführliche Hilfe, die mit einem Tastendruck auf dargestellt werden kann, es gibt inzwischen unzählige Tutorials im Netz und es gibt Mailinglisten, die im Falle von Problemen weiterhelfen können. Sie finden Links und Adressen auf http://www.gimp.org/.
Viel Spaß!